Die Refluxkrankheit

Dr. med. Andres Bircher
Zu häufiges Essen und Naschen und eine Ernährung mit nur wenig vegetabiler Frischkost (Rohkost) überdehnt den Magen, bis er als schlaffer Sack in den Bauchraum hinunterhängt.

Dann verstreicht die Mageneingangsfalte (Cardia), bis der Mageneingang durch die Zwerchfelllücke hinter das Brustbein hinauf gleiten kann. (Hiatusgleithernie, Zwerchfellbruch). Hinzu kommt die tägliche Reizung durch Kaffee, Zucker, Röststoffe, alkoholische Getränke, Nikotin, Stress, Ärger und Kränkungen und der Verbrauch an Schmerzmitteln. Sie alle regen die Bildung von zu viel Magensäure an.

1990 litten 30% der Mitteleuropäer an der Refluxkrankheit. Heute sind es über 40%. Sie leiden an Völlegefühl, Sodbrennen und saurem Aufstossen, manchmal an Begleitsymptomen wie etwa ständigem Reizhusten. Die Säure ätzt und entzündet die Schleimhaut der Speiseröhre, die dafür nicht geschaffen ist (Refluxösophagitis). Wird nichts dagegen getan, so wandelt sich die Schleimhaut in der Speiseröhre teils in Magenschleimhaut um, die selbst Säure produziert, unter oft quälenden Schmerzen hinter dem Brustbein und im Oberbauch (Barrett-Syndrom). Durch diese Umwandlung verkürzt sich die Speiseröhre. Es kann zu Verengungen (Strikturen) kommen. Bei jedem 50.Refluxkranken findet man in der Umwandlungszone ein Geschwür (Ulcus), woraus Krebs entstehen kann. Die viel beachtete bakterielle Fehlbesiedlung mit Helicobacter pylori ist keine Ursache der Refluxkrankheit, aber sie erhöht das Krebsrisiko um etwa 5%. Auch sie ist die Folge der Fehlernährung. Bezeichnend ist, dass der Vitamin C-Bedarf der Magenschleimhaut 7 Mal höher ist als im übrigen Körper.

Die Bildung der Magensäure wird durch den Übertragungsstoff (Neurotransmitter) Histamin angeregt. Sie kann durch gewisse Medikamente, so genannte Antacida (z.B. Ranitidin), gehemmt werden (H2-Blocker). Andere Medikamente (z.B. Omeprazol) blockieren das Enzym Natrium-Kalium ATP-ase und legen so die Säureproduktion praktisch still. Solche Medikamente entfalten im ganzen Körper, auch im Gehirn, zum Teil gefährliche Nebenwirkungen und sollen nur für ganz kurze Zeit, bis zur Abheilung eines Geschwürs, verwendet werden. Andere Medikamente puffern die Magensäure (zum Beispiel Kaiser-Natron). Sie bringen kurzzeitig Erleichterung (z.B. Kaiser-Natron). Noch immer sind aber auch Antacida mit hohem Aluminiumgehalt zugelassen (z.B. Alucol). Aluminium dringt ins Gehirn ein, verursacht schwerste neurodegenerative Krankheiten und die Alzheimerdemenz.

Die einzige ursächliche und auf die Dauer wirksame Therapie ist die Diät. Bei akuten Symptomen beginnen wir mit Teefasten bei Bettruhe und gleichmässiger Wärme: Kamille, Pfefferminz, Hagebutte, Heidelbeere, Brombeerblätter, Erdbeerblätter, Leinsamen, Tormentill, Wermuth oder gemischte Kräutertees (Blähungstee, Bittertee aus dem Reformhaus): 6 Gläser pro Tag, mit etwas Honig, bis die Beschwerden ruhiger sind. Dann geben wir saftförmige Kost: frisch zentrifugierte Obst und Gemüsesäfte mit 1/3 Reisschleim oder Mandelmilch. Nach Verschwinden der Beschwerden geben wir breiförmige (pürierte) Kost. Die folgende Schonheilkost (Rekonvaleszent) und Schutz-Heilkost zur Verhütung von Rezidiven, sind im Bircher-Benner Handbuch Nr. 14 für Magen und Darmkranke sorgsam beschrieben. Zitrusfrüchte, säuerliche Trauben, alle Beeren, Melonen, Mango und alle anderen Steinfrüchte, alle Rohgemüse, besonders Spinat, Kresse und Sauerkraut, roh oder gekocht, regen die Säurebildung an und müssen anfangs gemieden werden, während Äpfel Bananen, süsser Traubensaft, Frisch zentrifugierte Gemüsesäfte, besonders Karotte, rote Beete, Kartoffel (roh)- und Kohlsaft, Reis-, Gersten- und Haferschleim, Mandelmilch und Leinöl den Magen beruhigen.  Danach ist für die dauerhafte Ausheilung der Refluxkrankheit und der Hiatushernie die dauerhafte Umstellung der Ernährung auf eine, vitalstoffreiche, vegetabile Frischkost mit hohem Rohkostanteil entscheidend, unter Verzicht auf Junk-food, Reizkost, Kaffee, Alkohol, Süssigkeiten, viel Salz, und Naschen: ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Ein gutes natürliches Mittel ist frischer Kartoffelsaft: eine kleine, rohe Kartoffel und zwei Äpfel zentrifugiert oder gemixt, höchstens 2 x /Tag schluckweise getrunken. Auch ganz dünnflüssig zubereitete Haferschleimsuppe wirkt beruhigend auf entzündete Schleimhaut und darf oft angewendet werden. Kamillentee darf nur ganz kurz und hell angegossen werden, sonst verursacht er Übelkeit.

Handbuch 14