Jährlich gibt es 440‘000 Neuerkrankungen, mehr Frauen als Männer. Sehr oft beginnen die Gelenkentzündungen zwischen dem 50 und 70 Lebensjahr, schleichend oder plötzlich, mit Schwellung, Wärme, ev. Rötung und Schmerz in den kleinen Finger- oder Zehengelenken oder den Hand-, Hüft-, Knie und Sprunggelenken. Am schlimmsten ist es morgens beim Erwachen mit enormer Steifigkeit, die sich über den Tag etwas löst. Typisch sind Krankheitsschübe alle paar Wochen bis Monate. Ist der Rheumafaktor positiv (seropositive Arthritis), ist die Entzündung besonders aggressiv und zerstört Gelenkstruktur und Knochen. Immunzellen wandern in die Synovia (Gelenkschleimhaut) ein und produzieren als Botenstoffe die Interleukine I, VI und den Tumornekrosefaktor-α, welche die Entzündung anfachen. Zerstörerische polygonale Zellen, die mit zwei grossen Nukleolen Krebszellen ähneln, dringen in die Knorpel und Knochen ein und produzieren proteolytische Enzyme, welche die Zerstörung anrichten. Danach werden sie von Makrophagen „aufgefressen“. Diese aggressive Phase kann sich am selben Gelenk wiederholen. Dabei produzieren Entzündungszellen Kollagenasen, Enzyme, welche Bindegewebsfasern auflösen und so in Sehnen, im Herzen, in der Sklera des Auges und in Arterienwänden schweren Schaden anrichten können. Hinter dieser Selbstzerstörung sind Autoimmunprozesse am Werk, bei denen das Immunsystem entgleist ist, so dass es sich gegen körpereigene Strukturen richtet.
Kein Wunder, dass die Ärzte seit jeher versuchen, die Symptome zu bekämpfen, auch wenn man nicht verstehen konnte, warum der Körper so etwas tut. Als Feind betrachtet, richtet sich die klassische Therapie durch Immunsuppression gegen die Symptome. Seit 1870 kannte man die Salicylsäure, Cortison seit 85 Jahren. Da glaubte man, das Wundermittel für die Heilung gefunden zu haben. Doch musst die Dosierung laufend erhöht werden und traten trotz allem immer stärkere Schübe auf.
Vor 110 Jahren, erkannte der Züricher Arzt Dr. med. Maximilian Bircher-Benner, dass die Krankheitssymptome nicht die Ursache sein, sondern Ausdruck der Heilungskraft. Er sah die Ursache in einer Regulationsstörung, einer massiven Entgleisung des Immunsystems, das sich gegen den eigenen Körper wendet. Durch sorgsame Versuche mit vegetabiler Frischkost, Physiotherapie und Lebensordnung gelang es ihm, Patienten mit Polyarthritis zu heilen. Ärzte am Royal Free Hospital in London wurden auf ihn aufmerksam, sandten eine Ärztin nach Zürich, um die Methode zu erlernen und richteten in London eine Abteilung zur wissenschaftlichen Untersuchung dieser neuen Therapiemethode ein. In Protokollen und Filmen hielten sie den Heilungsverlauf fest. 12 Patienten mit schwerster, als unheilbar geltender deformierender Polyarthritis (Osteoarthritis) erhielten vegane Rohkost und Physiotherapie, aber keinerlei Medikamente. Ab der dritten Woche gab man etwas gekochtes Gemüse, Pellkartoffeln und Gemüsebouillon zu. Nach 6 Wochen hatten 7 Patienten ihre volle Beweglichkeit zurückerlangt und 3 Patienten teilweise, aber zwei noch gar nicht. Bei allen hatte sich der Allgemeinzustand deutlich gebessert. Eine der zwei Ungebesserten sagte zu ihrem Arzt: „ich spüre, dass es kommt, ich will weiter machen“. Nach einem Jahr, als der Film in Zürich gezeigt wurde, rief eine Patientin aus: „Hay, this is my mother!“ So erfuhr man, dass ihre Mutter wieder wandern und Gartenarbeit verrichten konnte. Dieses wissenschaftliche Experiment ist wohl klein, aber wichtig, denn es ist der erste wissenschaftliche Beweis der Heilung der Polyarthritis durch eine vegane Frischkostdiät. Doch der Krieg, das Cortison und das Penizillin liessen dieses Experiment vergessen.
Dann entwickelte die Pharmakologie für die Therapie der Polyarthritis immer stärkere immunsuppressive Medikamente. In modernen Konzepten werden Schmerzmittel, nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) mit dem so genannten „Basistherapeutikum“ Methotrexat (MTX) kombiniert. Sobald dies nicht mehr genügt, kommen andere „Basistherapeutika“ in Einsatz, wie Leflunomid, Sulfasalazin und Antimalariemittel, deren Rheumawirkung zufällig entdeckt wurde. Neuere, sogenannte „Biologica“ sollen die Zytokinbildung unterdrücken, so die Tumornekrosefaktor-α-Inhibitoren Adalimumab, Certolizumab, Eganercept, Golimumab und Infliximab und ein Interleukin-1-Rezeptorantagonist namens Anakinra. Werden die zahlreichen Nebenwirkungen zu gefährlich oder lassen die Schmerzen nicht nach, so empfehlen die EULAR-Leitlinien die Umstellung auf ein weiteres „Biologicum“ mit anderem Wirkmechanismus, wie Rituximab, Abatacept oder Tocilizumab. Solche extrem teure Medikamente können oft anfangs die Schmerzen etwas lindern, aber sie können weder die Chronizität, noch die Progression der Krankheit aufhalten und ihre Nebenwirkungen schaffen zusätzliches Leid. So ist die klassische Therapie der Polyarthritis unbefriedigend geblieben.
Die Entgleisung des Immunsystems liegt in einem kranken Darm. In Lymphfollikeln der Darmschleimhaut werden die Lymphozyten geschult. Dort lernen die Unterscheidung von Fremd und Eigen. 10% bestehen diese Schulung und gehen als immunkompetente Zellen in den Körper hinaus. In letzter Zeit mehren sich Studien, welche die Wirkung einer veganen Frischkostdiät, so wie wir sie an unserem Zentrum durchführen, bestätigen. Die rheumatische Polyarthritis wird nicht nur gebessert. Sie kann vollständig ausgeheilt werden. Nach allergologischer Testung wird die Diät auf jeden Einzelnen abgestimmt.
Infektherde und Schwermetalle müssen entfernt werden. Gefährdeten Gelenken kann die Neuraltherapie zusätzlich helfen. Das Bircher-Benner Handbuch Nr. 10 für Rheuma und Arthritiskranke vermittelt alles nötige Wissen und praktische Anleitung zur Heilung der Polyarthritis; Ein Weg, der sich lohnt.
Tipp:
Beginnen Sie sofort mit dreimal täglich frisch zentrifugierten Gemüse- und Obstsäften und Mandelmilch. Legen Sie einen Wickel mit dicker Quarkschicht auf das entzündete Gelenke oder ausgewallte-Wirsingblätter. Wickel 12 Stunden einwirken lassen.