Vom Sinn und Gefahren der Hygiene

Dr. med. Andres Bircher
Schon im Jahr 1780 vor Christus wusste man in Mesopotamien, dass die Tollwut übertragbar ist. Im Jahr 1676 nach Christus baute der Holländer Antoni von Leuwenhoek Mikroskope und entdeckte damit als erster Bakterien und Protozoen.

Doch blieb das lange Zeit ohne Folgen, denn erst im 19. Jahrhundert erkannte man deren immense Bedeutung für die Übertragung von Lungenentzündungen, Tuberkulose, Scharlach, Cholera, Pest, Typhus, Aussatz, Tetanus, Keuchhusten, Tollwut, Syphilis und Tripper. Nun herrschte grosse Furcht vor Ansteckung und man bemühte sich peinlich um Desinfektion und Hygiene.

Bakterien und Viren enthalten kurze Stücke von Erbsubstanz (DNA) oder Ribonukleinsäure. Im Gegensatz zu den Viren, sind Bakterien Zellen ohne Zellkern (Prokarionten). Sie gelten als Lebewesen und vermehren sich selbständig. Viren sind keine Lebewesen. Sie sind kleinste Stückchen eingehüllter Erbsubstanz (DNA). Gelangen sie in unsere Zellen, so programmieren sie unser biologisches System zu ihren Gunsten um und zwingen unsere Zellen, sie zu reproduzieren. Das Informationsprogramm eines jeden Virus ist typisch und erzeugt für ihn charakteristische  Krankheitssymptome. Wir Menschen bestehen aus ca. 15 Billionen Zellen. Jedoch leben auf und in uns etwa 150 Billionen Bakterien: Im Mund 10 Milliarden, auf der Haut eine Billion, vor allem da, wo sie feucht oder fettig ist.  Im Darm schätzt man ihre Zahl auf tausend Billionen bei über 400 Arten. Sogar in der gesunden Lunge fand man 128 Bakterienarten.

Durch die hohen Hygienestandards und Antibiotika sind viele Infektionskrankheiten zurückgegangen. Dadurch hat sich unsere Lebenserwartung um rund 30 Jahre verlängert. An deren Stelle sind jedoch neue Viruskrankheiten aufgetreten und eine Vielzahl degenerativer Leiden. Mit den Bakterien leben wir Menschen in subtilem ökologischem Gleichgewicht, in Symbiose. Die Bakterien einer gesunden Flora der Haut, des Darms, des Mundes, der Lunge und der Vagina schützen uns vor Infektion durch krankmachende Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze. Übertriebene Hygiene durch Zugabe von Desinfektionsmitteln  in Waschmittel, Seifen, Schampons, Haar- und Körperlotionen, in Haushaltreinigungsmitteln und der oft übertriebene Einsatz von Antibiotika, greifen in dieses natürliche Ökosystem ein und zerstören dessen Schutzwirkung. Bakterien werden rasch Resistent. Wenn die uns schützenden Bakterienstämme geschädigt sind, breiten sich Viren, Parasiten und Pilze aus. Viele Menschen schädigen die Hautflora zusätzlich durch Basenbäder und –seifen. Diese neutralisieren den natürlichen Säurefilm, welcher die gesunde Hautflora für ihr Wachstum benötigt. In vielen  Heimen und Spitälern breiten sich gegen Desinfektionsmittel und Antbiotika resistent gewordene Bakterienstämme aus, besonders Clostridien und Pseudomonasarten. Neugeborene und Patienten in Intensivpflegestationen, die durch solche Keime infiziert wurden, können nicht immer gerettet werden (nosokomialen Infektionen).

Desinfektionsmittel enthalten Giftstoffe, welche neurodegenerative Krankheiten erzeugen. Sportwäsche und Babyartikel sind oft mit Organozinnverbindungen imprägniert, gegen Schweissgeruch. Ungehindert dringen diese in unser Gehirn ein und greifen die Nervenzellen an. Dadurch verlieren diese auch den Schutz gegen andere Chemikalien, auf die man dann ebenfalls überempfindlich wird (Multi Chemical Sensitivität MCS). Gasförmiges Chlor ist äusserst giftig für das Gehirn und das ganze Nervensystem. Noch immer wird er trotzdem in Reinigungs- und Desinfektionsmitteln in Haushalt- und Drogeriemärkten frei verkauft. Javelle-Wasser ist hochgiftig. Wie die Chlorgase der Schwimmbäder setzt es Hypochlorite frei. Diese durchdringen die Blut-Hirnschranke und vergiften die Nervenzellen und Gliazellen des Gehirns. Dabei entstehen typische Symptome, wie eine allgemeine, übermässige Schmerzempfindlichkeit (Hyperästhesie). Grosse Schwäche der Muskulatur und quälende Schmerzen in Armen und Beinen (Hyperpathie, Fibromyalgie), Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, verminderte emotionale und geistige Belastbarkeit und emotionale Depression. Auch die Chlorverbindungen erzeugen die Multichemikaliensensibilität (MCS-Syndrom). Zu alldem hinzu kommt heute eine grosse toxische Hintergrundbelastung durch organische Lösungsmittel, Holzschutzmittel, Insektizide und Pestizide, Schwermetalle, neurotoxische Medikamente und Elektrosmog.  Kein Wunder, dass die neurodegenerativen Krankheiten, die multiple Sklerose, die Alzheimerdemenz, der Morbus Parkinson, die amyotrophische Lateralsklerose usw. immer häufiger werden. In jedem Fall lohnt es sich, auf übermässige Hygiene, auf toxische Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu verzichten und diese durch natürliche Seifen und biologische Produkte zu ersetzen.

Tipp:
Waschen Sie sich mit biologischen, natürlichen Dusch- und Bademitteln ohne Benzolverbindungen oder Parabene, sondern mit ätherischen Essenzen. Reinigungsmittel sollen biologisch abbaubar sein und keine toxischen Stoffe enthalten. Viele sind im Reformhaus erhältlich. Verzichten Sie auf Sportwäsche und wählen Sie Kleider aus natürlicher biologischer Baumwolle.

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